ENTSTEHUNG

Am Ursprung der Kleinen Brüder Jesu steht Charles de Foucauld (1858 – 1916). Geboren in Straßburg, verliert er früh seine Eltern und wächst mit seiner Schwester beim Großvater auf. Der Familientradition folgend wird er Offizier in einem Husarenregiment. Schon früh habe er den Glauben an Gott verloren, schreibt er später. Doch eine unerfüllte Sehnsucht ist in ihm, selbst dann noch, wenn die Feste und Ausschweifungen im Kasernenalltag sein Leben prägen. Nach einem Kampfeinsatz in Algerien und einer risikoreichen Forschungsreise im Inneren Marokkos findet er im Alter von 28 Jahren zum katholischen Glauben zurück. Seine radikale Bekehrung verändert sein Leben derart, dass er sich ganz Gott schenken will. So tritt er in den Orden der Trappisten ein, aber nach sieben Jahren wird ihm klar, dass sein Weg der Nachfolge Jesu ein anderer ist. Es gibt zu seiner Zeit aber keine Kongregation, die das verwirklicht, was ihm vorschwebt, nämlich das Leben zu leben, das Jesus in Nazareth für sich erwählt hat: als Bau- und Holzarbeiter, in inniger Gottverbundenheit und solidarisch mit den kleinen Leuten. Auf der Suche, wie ein solches „Leben von Nazareth“ konkret zu leben sei, erwacht in ihm der Wunsch, Priester zu werden und zu jenen Menschen zu gehen, die ihm als die Ärmsten und Verlassensten erscheinen. Da zieht es ihn wieder nach Marokko, das aber für Europäer noch immer nicht zugänglich ist. Zunächst siedelt er sich in Beni Abbès nahe der Grenze zu Marokko an, wendet sich aber bald dem muslimischen Nomadenvolk der Tuareg zu. In den elf Jahren, die er bei ihnen im Herzen der Sahara lebt, wird er mehr und mehr einer von ihnen, erforscht ihre Sprache und Kultur. Auf diese Weise findet er sein „Nazareth“, das nun nicht mehr an einen Ort gebunden ist, sondern das für ihn zum Grundzug seines Glaubens wird, in dem er die rückhaltlose Liebe Gottes zu jedem Menschen, gerade auch zum Ärmsten, entdeckt. Dies versucht er, konsequent zu leben und gerät dabei in Situationen, in denen er von seinen Nachbarn beschenkt oder gar vor dem Tod durch Erschöpfung gerettet wird. In den Wirren des Ersten Weltkriegs stirbt Bruder Karl, wie er sich selbst oft nannte, am 1. Dezember 1916 in Tamanrasset eines gewaltsamen Todes. Im Jahr 2005 wird er von Papst Benedikt XVI. selig gesprochen.

Bruder Karls Wunsch, eine Brüdergemeinschaft zu gründen, erfüllt sich zu seinen Lebzeiten nicht. Siebzehn Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1933, brechen fünf Priester von Paris aus in die Sahara auf, um dort in seinem Sinn, wie sie meinen, unter der Leitung von René Voillaume ein klösterliches Leben zu führen. Doch es kommt der Zweite Weltkrieg, in dem auch einige der Brüder zum Militärdienst eingezogen werden. Ihre dabei gemachten Erfahrungen, die soziale Situation in Frankreich sowie eine erneute Auseinandersetzung mit dem Leben und den Schriften Bruder Karls lassen sie seine Berufung in einem noch anderen Licht sehen, so dass es im Jahr 1947 zu einer Neugründung der Kongregation unter dem Namen "Kleine Brüder Jesu" kommt.

LEBENSFORM

Unter ihrem ersten Prior René Voillaume breitet sich die Kongregation weltweit aus. Die Brüder leben nun eine Form des kontemplativen Ordenslebens, das ihnen eigen und neu in der Kirche ist. Ihr schlichtes und alltägliches Leben wird getragen von der Freundschaft mit Gott und der Freundschaft mit den Menschen, die eine Einheit ist, weil sie derselben Quelle entspringt. Statt der Arbeit im Kloster arbeiten sie nun als Landarbeiter bei Bauern, als Akkordarbeiter in Fabriken oder als Maurer und Bauhilfsarbeiter auf Baustellen. Sie wohnen zu zweit, zu dritt oder zu viert in einer Mietwohnung, Fraternität genannt, in der ein Gebetsraum mit der eucharistischen Gegenwart des Herrn eingerichtet wird. Wie andere Ordenschristen haben sie sich durch die Gelübde den drei evangelischen Räten der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams verpflichtet. Ihr Wirken für das Reich Gottes besteht nicht in gezielten pastoralen Aktionen, sondern in der täglichen Begegnung mit den Mitmenschen, am Wohnort, am Arbeitsplatz und wo auch immer, bis ins hohe Alter hinein.

Seit dem Jahr 1968 sind die „Kleinen Brüder Jesu“ eine Kongregation päpstlichen Rechts. Aus ihnen gingen die „Kleinen Brüder vom Evangelium“ hervor, die von ihrem Gründungsgedanken her auch direkte apostolische Arbeit nicht ausschließen. Seit dem Generalkapitel der „Kleinen Brüder Jesu“ von 2014 gibt es zwischen ihnen und den „Kleinen Brüdern vom Evangelium“ eine Föderation, in der die Eigenständigkeit der beiden Gemeinschaften erhalten bleibt, die Zusammenarbeit aber akzentuiert und intensiviert wird.

Trotz der Aktualität der Berufung ist die Anzahl der „Kleinen Brüder Jesu“ auf heute etwa 200 Brüder zurückgegangen, die in Asien, Afrika, Süd- und Nordamerika sowie in Europa leben. Im deutschen Sprachraum gibt es Fraternitäten in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich.

AUFNAHME UND AUSBILDUNG

Nach einer ersten Kontaktnahme werden gemeinsam die nächsten Schritte der Ausbildung überlegt, zum Beispiel in welcher Weise das Postulat als Zeit des Kennenlernens, das Noviziat als Zeit des Vertiefens, die Probation als Zeit wichtiger Erfahrungen oder die Jahre des theologischen Studiums als Zeit der rationalen Auseinandersetzung mit dem Glauben bis hin zu den ewigen Gelübden vor sich gehen. Dabei wird jeder Interessent ganz persönlich begleitet.

KONTAKTADRESSEN

Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu
Ammanstr. 7
D-90459 Nürnberg
Tel. +49-(0)911-44 93 04
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Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu
Kaiser Wilhelm Str. 271
D-47169 Duisburg
Tel. +49-(0)203-406 05 81
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Arbeitergasse 18/17
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Seefeldstrasse 199
CH–8008 Zürich
Tel. +41-(0)44 3821693
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